Spiegelwelten aus Kunst und Natur
Seit 2009 wurden Zukunftperspektiven abseits der virtuellen Welten ind im Kontext zum Informationszeitalters gesucht. Speziell in Linz wurden große Hoffnungen in das neue digitale Zeitalter projiziert, die Stadtwerkstatt macht das nicht mehr, sie hinterfragt diese Position. Sie behält die technologischen Entwicklungen im Auge, aber gleichzeitig sollten alternative Mechanismen gefunden werden, wie man diese neue Technologien distanziert betrachten kann. Dafür bietet sich eigentlich die analoge Spiegelwelt der Natur und ihr Umgang mit Information an. Digitale Welten wollen ja eigentlich nur die Natur kopieren, deswegen ist es nur legitim, digitale Entwicklungen mit Prozessen der Natur rückzuvergleichen.
Alles entstand in der Evolution, den Entwicklungen jener Aminosäuren die bei ihren Kopiervorgängen Anomalien entwickelten und dadurch Information durch Differenz erzeugten. Ein weiterer Meilenstein war das autonome Denkvermögen des Menschen, jenes Ich-Bewusstsein, dass er entwickelte, und mit dem auch das Selbst-Erkennen im Spiegel möglich wurde (oder vice versa). Das Erkennen des Ichs und die Folge, dass Umwelt gestaltbar wurde, könnte eventuell auch die Geburtsstunde der Kunst und des Künstlichen sein. Kunst ein schwieriger Begriff, da er bis in die Gegenwart stark individuell geprägt ist. An dieser Stelle ist jedem/r LeserIn zu raten, den Begriff Kunst in Wikipedia nachzulesen. Das kollektive, künstliche Wissen des Internets kommt einer Erklärung wohl am nächsten.
Mit der Abstraktion der Information entwickelte sich eine künstliche Welt. Sie bildete Werte, die den Vorteil des Informationsvorsprungs sicherte - Wissen wurde Macht. Da nun bei den Entwicklungen einer mathematischen Definition von Information Probleme auftauchen, kann man sich derzeit immer weniger auf die Naturwissenschaften verlassen. Die Krise, in der wir stecken, ist eine Systemkrise, mit Ursachen im Zusammenspiel von Macht, Wissen, Vorteil und Kapital. Das Problem ist sich nicht mehr durch die Ratio zu lösen. Wir müssen wieder auf die Natur zurückblicken - und vergleichen wie dort Information und Wissen verwaltet wird. Auf den ersten Blick fällt auf, dass in der Natur der Stellenwert von Information und der Vorteil des Wissens geringer ist, als in unserer künstlichen Welt. In der Natur gibt es mehr Toleranz, in der sich ruhig mal etwas falsch entwickeln kann. Weiters fällt auf, dass in der Natur alles zyklisch in Bewegungen ist. Neben den aktiven Phasen gibt es immer wieder scheinbare Ruhephasen, in denen Information in einer anderen Welt reflektiert, und mitunter auch gelerntes wieder zerstört wird, falls diese Information keinen erkennbaren Wert oder kein erkennbares Wiederholungmuster besitzt. Keine Belastung, kein Overhead. In den Phasen dieser Reflektion schaltet die Natur (vor allem beim Menschen da er einen hohes Abstraktionsvermögen hat) in einen anderen Realitätsmodus - in die Welt der Träume.
Aber nicht nur der Tag-Nacht Rythmus ermöglicht diese Ruhephasen. Auch Jahreszeiten, Wind und Wetter bieten ein Referenzsystem. Das Vergessen wird zu dem wichtigsten Element in der Natur. Informationsverabeitende Maschinen zu konstruieren, in denen nur alten Strategien wie Wissen ist Macht verfolgt, sind also ein absolutes no go.

Möglichkeiten der Kunst, Ruhephasen zu ersetzen

Die Information von Kunst im Sinn eines wertfreien Inhalts wie wir sie zB von abstrakten Bildern und Musik kennen, muss den gleichen Stellenwert bekommen, wie die Informationen unseres Alltags die einen  Wissen- Macht- und Kapitalvorsprung anstrebt. Die entwicklnung der Informatik zeigt uns aber leider einen anderen Weg. Mit dem Web3.0, dem sematischen Web, wird die Information weiter  eine deterministische Welt erzeugt. Kunst bzw Ruhephasen wie wir sie von der Natur kennen, haben in dieser Welt keine zwingende Notwendigkeit. Die Werte der Aufklärung und industruellen Revolution werden leider in der Welt der Software- Informationsmaschinen unreflektiert ernommen. Effizienz wird essenziell. Maschinen haben 24h - 7 Tage die Woche fehlerfrei und schnell zu arbeiten, um Profit zu maximieren. Hier möchte ich die High Frequency Trading Software der Börsenwelt nennen, bei dem 20000 Transaktionen pro Sekunde keine Seltenheit mehr sind.
Die Stadtwerkstatt versucht im naturnahen Arbeiten und mit einem grünen Erscheinungsbild auf der Hausfassade und auf der Donaulände auf einen notwendigen Wertewechsel zu verweisen. Im Gegensatz dazu steht das neue AEC-Gebäude mit Glas, Beton, Elektronik, Informatik und Licht.
Die Natur ist für uns am aber keinesfalls die gewohnte Kultur- oder Parklandschaft, sie soll auch nicht eine Erholungs- und Schrebergartenidylle bieten. Die Entwicklung der Kulturlandschaften unseres Landes wurde von der Urangst der Menschen geprügt, das "eroberte" Land wieder an die Natur zurück zu verlieren. Diese Kulturlandschaft zeigt uns sicher keine Lösung, da hier die Natur als Feind des Menschen gesehen wird. Arbeiten mit Natur soll Erkenntnisse bringen, die im technologischen Informationsbereich angewandt werden können.
In unseren Gärten wird das Unkraut gepflegt und die Hochwasserablagerungen der Donau sind willkommen. Die Entwicklung der Entropie und die Rückeroberung der scheinbaren Kulturlandschaft durch die Natur wird genau beobachtet. Renaturierungsprogramme sind uns ein Greuel. Chaos ist Entropie und vernichtet Information und kann in diesem Fall Lösungen bringen. An der Donaulände wird Wasser zugleich als neues Arbeitsmedium entdeckt, und der Zusammenhang zu Information erforscht.

Die Stadtwerkstatt verankerte dafür eine Boje in der Donau. Neben anderen Sensoren wurde für die Ausstellung auch eine Unterwasserkamera montiert. Diese Kamera ermöglicht einen anderen Blickwinkel in neues Arbeitsgebiet. Bilder aus Lebensräumen, die für Menschen als unzugänglich und lebensfeinfdlich scheinen, bieten manchmal, bei genauerer Betrachtung, Lösungen und Alternativen.

Kurz zusammengefasst:

Kunst kommt von der Schaffung des Künstlichen. Dadurch entsteht eine Spiegelwelt der Natur.
Die Stadtwerkstatt sucht diese Grenzen, bzw die Schnittstellen von der Natur zur Kunst.
Die Wasseroberfläche als natürlicher Spiegel war ein Meilenstein in der Evolution und erzeugte Kunst. Mit der Kamera, welche drei Meter unter der Wasseroberfläche schwimmt, blickt man in eine dunkle Welt hinter den Spiegel, und ermöglicht neue Reflektionen.
Sie können die Welt hinter dem Spiegel auch er die STWST homepage http://stwst.at erreichen.

Es schließt sich der Kreis. Denn die Wasseroberfläche war der erste natürliche Spiegel, der dem Menschen sein Bild und dadurch seine Möglichkeiten aufzeigte.

Der Text ist eine persönliche Sicht des Autors und deckt sich nicht mit allen Interessengruppen in der Stadtwerksatt.